
Pädiatrie in der Ergotherapie
Die Ergotherapie ist eine wichtige Disziplin, deren Ziel es ist, die Selbstständigkeit und Lebensqualität von Menschen jeden Alters zu verbessern. Eine besonders wichtige Rolle spielt die Pädiatrie in der Ergotherapie bei Kindern mit verschiedenen Entwicklungsverzögerungen und -störungen. Dieser Text beleuchtet die häufigsten pädiatrischen Ursachen, die eine ergotherapeutische Intervention erfordern, und stellt die entsprechenden Behandlungsmethoden vor.
Pädiatrische Anlässe für Ergotherapie:
Körperliche und geistige Entwicklungsverzögerungen
Entwicklungsverzögerungen bei Kindern können sowohl körperlicher als auch geistiger Natur sein. Körperliche Entwicklungsverzögerungen äußern sich häufig durch Schwierigkeiten in der Grob- und Feinmotorik, während geistige Entwicklungsverzögerungen häufig in Form von Lern- und Sprachproblemen auftreten. Diese Verzögerungen können durch eine Vielzahl von Faktoren verursacht werden, einschließlich genetischer Anomalien, frühgeburtlicher Komplikationen oder Umweltfaktoren.
Störungen der Fein-, Grob- und Graphomotorik
Motorische Störungen sind eine häufige Ursache für ergotherapeutische Behandlungen bei Kindern. Feinmotorische Störungen betreffen kleine Muskelbewegungen, wie das Greifen eines Stiftes oder das Zuknöpfen eines Hemdes. Grobmotorische Störungen betreffen größere Bewegungen wie Springen, Klettern oder Balancieren. Graphomotorische Störungen beziehen sich speziell auf Schwierigkeiten beim Schreiben und Zeichnen.
Störungen der Wahrnehmung und Wahrnehmungsverarbeitung
Sensorische Verarbeitungsstörungen treten auf, wenn das Gehirn Schwierigkeiten hat, eingehende sensorische Informationen richtig zu interpretieren und zu organisieren. Dies kann zu einer Vielzahl von Problemen führen, wie z. B. Über- oder Unterempfindlichkeit gegenüber Geräuschen, Licht oder Berührungen, und sich auf das Verhalten des Kindes und seine Fähigkeit, alltägliche Aufgaben zu bewältigen, auswirken.
Störungen der Aufmerksamkeit und Konzentration
Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ist eine häufige Diagnose bei bindungsgestörten Kindern, die Schwierigkeiten haben, ihre Aufmerksamkeit und Konzentration aufrechtzuerhalten. Diese Störungen können sich negativ auf das Lernen und die schulischen Leistungen auswirken und führen häufig zu impulsivem Verhalten.
Störungen der Bewegungs- und Handlungsplanung
Kinder mit Dyspraxie oder Entwicklungskoordinationsstörungen haben Schwierigkeiten, motorische Aufgaben zu planen und auszuführen. Diese Störung beeinträchtigt die Fähigkeit, Bewegungsabläufe zu koordinieren, was zu ungeschickten Bewegungen und Schwierigkeiten bei alltäglichen Aktivitäten führen kann.
Händigkeit
Die Entwicklung der Dominanz einer Hand ist ein wichtiger Teil der Gehirnentwicklung des Kindes. Manche Kinder haben jedoch Schwierigkeiten, eine klare Präferenz für die rechte oder linke Hand zu entwickeln, was zu Problemen bei feinmotorischen Aufgaben führen kann.
Pädiatrie in der Ergotherapie: Behandlungsverfahren
Ergotherapeutische Diagnostik nach standardisierten Testverfahren zur Feststellung des Entwicklungsstandes
Am Anfang einer ergotherapeutischen Behandlung steht eine gründliche Diagnostik. Standardisierte Testverfahren wie der FEW 2, BISC oder D2 oder Assesments wie das COPM-Kids werden eingesetzt, um den aktuellen Entwicklungsstand eines Kindes festzustellen. Diese Tests helfen, spezifische Stärken und Schwächen zu erkennen und einen maßgeschneiderten Förderplan zu erstellen.
Verbesserung der Tonusregulation, der Bewegungsabläufe und der Koordination
Eine der Hauptaufgaben der Pädiatrie in der Ergotherapie besteht darin, den Muskeltonus zu regulieren und den Bewegungsablauf sowie die Koordination zu verbessern. Dies kann durch verschiedene Techniken erreicht werden, wie z.B. die Sensorische Integrationstherapie, bei der durch gezielte Sinnesreize die sensorische Verarbeitung und die motorischen Fähigkeiten gefördert werden.
Handwerkliche und gestalterische Aktivitäten
Handwerkliche und gestalterische Tätigkeiten sind ein wesentlicher Bestandteil der Ergotherapie. Sie fördern nicht nur die Feinmotorik, sondern auch die Kreativität und das Selbstvertrauen der Kinder. Beispiele sind Malen, Basteln, Flechten und andere handwerkliche Techniken, die sowohl die kognitiven als auch die motorischen Fähigkeiten fördern.
Graphomotorisches Training
Für Kinder mit grafomotorischen Schwierigkeiten wird ein spezielles Training angeboten, um ihre Schreibfähigkeiten zu verbessern. Dazu gehören Übungen zur Kräftigung der Handmuskulatur, zur Verbesserung der Stifthaltung und zur Förderung der Hand-Augen-Koordination. Häufig werden auch spezielle Schreibgeräte und Anpassungen eingesetzt, um den Schreibprozess zu erleichtern.
Training der Fein- und Grobmotorik
Das Training der Fein- und Grobmotorik ist ein zentraler Bestandteil der Ergotherapie. Feinmotorische Übungen können Aktivitäten wie das Auffädeln von Perlen, das Schneiden mit einer Schere oder das Puzzeln umfassen. Grobmotorische Übungen konzentrieren sich auf größere Bewegungen und können durch Turnen, Klettern oder Balancieren durchgeführt werden. Ziel ist es, Muskelkraft, Ausdauer und Koordination zu verbessern.
Beratung und Training für Linkshänder
Für Kinder, die Linkshänder sind oder Schwierigkeiten haben, ihre dominante Hand zu entwickeln, bieten Ergotherapeuten spezielle Beratungen und Trainings an. Dazu gehören die Anpassung der Schreibumgebung, die Verwendung geeigneter Hilfsmittel und das Training spezieller Techniken zur Verbesserung der Schreib- und Handfertigkeiten.
Sozio-emotionales Kompetenztraining
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Ergotherapie ist das Training sozialer und emotionaler Kompetenzen. Viele Kinder mit Entwicklungsstörungen haben Schwierigkeiten, soziale Interaktionen zu bewältigen und ihre Emotionen zu regulieren. Durch gezielte Übungen und Rollenspiele lernen die Kinder, besser mit anderen zu kommunizieren, Konflikte zu lösen und emotionale Kontrolle zu entwickeln.
Konzentrationstraining
Konzentrationstraining ist besonders wichtig für Kinder mit Aufmerksamkeitsstörungen. Durch spielerische und strukturierte Aktivitäten wird die Fähigkeit verbessert, die Aufmerksamkeit aufrechtzuerhalten und sich auf Aufgaben zu konzentrieren. Dies kann durch Konzentrationsspiele, Strukturierung von Aufgaben und Techniken zur Selbstregulation geschehen.
Training alltags- und schulrelevanter Aktivitäten
Der Übergang in den Schulalltag kann für viele Kinder mit Entwicklungsverzögerungen eine Herausforderung darstellen. Wir arbeiten daher gezielt an alltags- und schulrelevanten Aktivitäten. Dies kann das Training von Selbsthilfefertigkeiten wie Anziehen und Körperpflege, aber auch von schulischen Fertigkeiten wie Schreiben, Lesen und Rechnen umfassen. Ziel ist es, die Selbstständigkeit und die schulischen Leistungen der Kinder zu fördern.
Fachbereiche der Ergotherapie.
Fachbereiche der Ergotherapie: Emotionale Stabilität fördern.
Die Ergotherapie hilft durch gezielte Übungen, alltagsnahe Aktivitäten und individuelle Anpassungen, die körperlichen, geistigen und emotionalen Fähigkeiten zu stärken und die Lebensqualität zu verbessern.